Was haben gestohlene Bilder, was unbehelligte nicht haben?

„Kunstverbrechen“, „Tatort Kunst“, „Kunst Crime“ sind Podcasts, die Kunstdiebe in ihren Hinterzimmern interviewen, Kunstfälschern auf die Pinsel schauen und uns beim nächsten Museumsbesuch einen Schauer über den Rücken jagen. Man weiss ja nie, wer unter den Besuchern gerade auskundschaftet, wo die Kameras installiert sind.

Die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci ist weltberühmt, nicht weil sie das beste aller Bilder ist, sondern weil sie vor über 100 Jahren einmal gestohlen wurde! Solche Geschichten locken in diesem Fall Millionen ins Museum!

Warum ist das so? Vielleicht, weil Krimis leicht zugänglich sind? Ganz anders als das Viele von der Kunstgeschichte vermuten. In diesem Fall öffnet das Verbrechen den Weg zu einem Schatz, einem wertvollen Kunstwerk, nicht der weisshaarige Museumsdirektor.

Im Podcast wird natürlich der Wert des geraubten Objektes ausführlich beschrieben. Einerseits kann man es als Hörer ja nicht sehen, darum muss es beschrieben werden. Andererseits wirkt ein Raub nur noch dreister, wenn das gestohlene Objekt besonders schön, darum sehr selten und sehr kostbar ist. Niemand, der den Kunstkriminalfall im Podcast hört, überspringt diese Stelle, auch wenn er sich eigentlich nicht für Kunst interessiert.

Ich glaube, geraubte Kunst ist zugänglicher. Sie ist nicht mehr unberührbar. Der Räuber hat sie aus dem Elfenbeinturm geholt, vom Sockel gehoben. So ein Kunstwerk ist vielleicht leichter zu betrachten und wertzuschätzen, als eines, das noch am Nagel an der seidentapezierten Wand im Museumspalast hängt.

Das ist genau das, was ich auch tun möchte: Die Kunst aus dem Elfenbeinturm holen und die Menschen ins Museum locken, damit sie die Werke ansehen und ihre Botschaften lesen. Ich bin kein Räuber, aber ich hoffe, das schaffe ich auch ohne ein Verbrechen zu begehen.

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Günstlinge der Königin oder besonnene Diplomaten?