Dos & Don’ts im Kunstsommer

Es ist August. Das Sommer- und Feriengefühl hat die meisten von uns schon angenehm überschwappt. Eine gewisse Entspannung und Gelassenheit hat sich breit gemacht, der Kopf kann abschalten. Doch ein unbeschäftigter Intellekt ist meist auch ein unglücklicher.

Deswegen habe ich hier ein paar Sachen zusammengesucht, die man in puncto Kunst im Sommer und auch in der grössten Hitze durchaus tun kann und auch tun sollte. Es sind Dos and Don’ts, um die Sommermonate geschickt für Kunsterlebnisse zu nutzen und dabei nichts zu verpassen.

Besuche ein Museum

Das ist keine Neuigkeit. Wer mir schon ein bisschen folgt, weiss, ich gehe im Sommer ganz besonders gerne ins Museum. Dort ist es klimatisiert, während draussen in der Stadt über 30 Grad herrschen. Gehe durch die Pforten des grossen Hauses und die Klimaanlage empfängt dich mit 20 Grad plus minus, das ist ein tolles Gefühl und eine grosse Erleichterung. Ausserdem ist zu dieser Zeit, ausser in den riesigen Megamuseen, oft nicht viel los, es ist ruhig und die Stille wirkt kühlend.

Besuche eine Galerie

Auch in einer Galerie sind die Räume klimatisiert. Wer weiss, an einem Ort, wo viel Kunst gehandelt wird, wie zum Beispiel in Zürich oder München, findest du sogar eine Galerie, die eine Vernissage veranstaltet.

Zu diesem Anlass gibt meistens eine Möglichkeit draussen zu stehen, es wird ein kühler Drink offeriert, du hast eine wunderbare Umgebung für tolle Gespräche und einen angenehmen Sommerabend.

Spaziere im Park

Diese Empfehlung liegt auf der Hand. Spaziere durch Parks, Schlossgärten, Palastgärten, besuche grosse Parks in alten Städten, ganz besonders England natürlich wo es die englischen Gärten zu bewundern gibt. Es gibt dort Seen, Wasser, Bäche, kleine Flüsschen, es gibt Bäume, Schattenzonen und es gibt natürlich auch Bänkchen, wo man sich hinsetzen kann. Das Auge sieht grün und grün ist ja bekanntlich sehr beruhigend und wirkt erfrischend.

Besuche eine Kirche oder einen Palazzo

Besonders die Innenbesichtigung ist zu empfehlen, die schattigen Innenräume, die sich kaum aufheizen oder nur während grosser Hitzewellen warm werden. Was im Winter manchmal unangenehm kalt ist,  kann im Sommer sehr angenehm frisch sein.

Bevor es in den kühlen Innenraum geht, solltest du dir trotzdem noch kurz die Fassade ansehen und versuchen, die Idee der Architektur dieser Kirche oder des Palazzos ein bisschen zu strukturieren. Dann verstehst du nämlich auch das Innere besser. Je nach Höhe des Gemäuers und auch je nach Sonnenstand kann Fassadenbewundern ebenfalls ganz angenehm sein, wenn die Fassade nämlich Schatten wirft oder ein Wind durch die Gassen der Innenstadt zieht.

In grösseren Anlagen gibt es viele Innenräume, Höfe, oft mit Bänkchen und Kreuzgänge in alten Klöstern mit schönen kleinen Gärten in der Mitte. Dort ist es relativ still, denn bei aller Kunst, die öffentlich zu sehen ist, gilt, die grosse Masse schafft es bis zu einem gewissen Punkt und dann gibt sie auf. Der Trick, der zum Beispiel in Venedig funktioniert, nämlich gehe zwei Strassen weiter weg vom Markusplatz und du bist fast alleine, funktioniert meistens auch in einem Museum. Gehe in die hinteren Räume, oder in einer Kathedrale, gehe in eine Seitenkapelle und du bist dort alleine für dich.

Erforsche Ruinen von mittelalterlichen Kathedralen

Ihre Gerippe sind schattig und zugig und trotzdem vermitteln sie die Kunst vergangener Zeiten.

Nimm auf jeden Fall den Audio-Guide „5 Schritte für mehr Kunstgenuss“ mit

bzw. lade ihn auf dein Handy herunter. Du findest ihn auf meiner Webseite (www.personalartguide.li) für den kostenlosen Download. Danach kannst du ihn hören, egal wo du stehst: vor einem Gebäude, vor einem Denkmal oder mit Kopfhörer in einer Ausstellung. Während meiner Führung, die wirklich für jedes Kunstwerk passt, stelle ich dir ganz viele Fragen, damit du viele Informationen aus dem Kunstwerk für dich holen kannst, ohne dass du die Infotafel gelesen hast.

Natürlich, irgendwann kommt der Punkt, da möchte und sollte man die Infotafel lesen. Falls aber keine zu finden ist, kannst du mit diesem Audio-Guide das Objekt trotzdem erschliessen und zwar ausser mit Fakten und Jahreszahlen auf einer ganz anderen Ebene. Du kannst tiefer hineintauchen und deine Persönlichkeit mit diesem Objekt verbinden, du kannst es zu deinem Kunstwerk machen.

Es bleibt natürlich jedem selbst überlassen, was er nicht machen möchte oder was er als unangenehm empfindet. Ich persönlich empfehle folgende Dinge im Sommer nicht:

Besuche kein Megamuseum

Eigentlich möchte ich solche Museen unbedingt sehen, aber nicht im Sommer. Denn alle strömen dorthin. Das ist echter Übertourismus. Es sind Menschenmassen! Die Klimaanlagen funktionieren zum Glück, aber auch die Dichte und der Lärm erzeugen ein Gefühl der Wärme.

Besuche kein Schloss

Die Schlösser zu den schönen Parks, die ich vorhin beschrieben habe, würde ich nach Möglichkeit nicht empfehlen. Grund Nummer eins ist der grosse Andrang. Man wird mit den Massen durchgeschoben. Jeder der vielleicht nicht gezielt Kunst betrachten möchte und doch irgendwo noch ein bisschen Kultur mitnehmen, geht ins berühmte Schloss der Stadt oder Gegend.

Diese Schlösser sind oft nicht klimatisiert, weil es sind einfach zu viele, zu grosse Räume gibt und zu viel Wärme, die man abführen müsste. Weil die Meisterwerke des ehemaligen Schlossherrn längst im Museum hängen, spart man an dieser Stelle.

Unternimm keinen Stadtrundgang

Was ich wirklich auf gar keinen Fall empfehle, das ist auch nicht Geschmackssache, sondern fast eine Frage des gesunden Menschenverstandes, das sind Stadtrundgänge. Städte glühen im Sommer. Wir wissen, sie erreichen bis zu vier Grad höhere Temperaturen, als zur gleichen Zeit auf dem Land herrschen würden. Wenn ein Stadtrundgang sein muss, dann nicht die Stadtführung mittags um 12, sondern die erste oder die letzte des Tages.

Verzichte auf die Fahrt im Oberdeck von Hop-on-Hop-off-Bussen

Diese aufgeheizten Temperaturen sind auch auf diesen eigentlich guten Hop-on-Hop-off-Bussen vorhanden, wo man ja einsteigen und aussteigen kann und sie fahren einem wirklich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Mindestens das Oberdeck in der prallen Sonne sollte man meiden.

Vermeide Plätze

Plätze heizen sich unerträglich auf, das ist bekannt.

Besuche keine Ruinen und Grabungsstätten

Das ist wie mit den Plätzen, es sind riesige Felder ohne grosse Erhebungen. Schatten bietet maximal eine Säule oder ein Baum. Es gibt kein Wasser, es gibt einfach nur Fläche, die die Sonne reflektiert. Muss es trotzdem sein, auch hier ganz früh am Morgen oder eben so spät wie möglich am Abend den Besuch planen.

Fazit für deine Kunsterlebnisse im Sommer

Es gibt genug Möglichkeiten, schöne Erlebnisse zu haben. Es braucht einfach ein bisschen Strategie und ein bisschen Planung. Ganz wichtig dabei sind die Online-Tickets. Ohne die heute nicht mehr viel geht.

Natürlich möchte man in den Ferien nicht unbedingt nach Stundenplan hierhin und dorthin, man möchte sich treiben lassen. Doch in Zeiten des Massentourismus und wenn man die ganzen Instagram-Hotspot-Fotografen auf den Fersen hat, lohnt es sich, einzelne Fixpunkte fest zu machen und für die Dinge, die man besonders gerne sehen möchte, ein Online-Ticket reservieren. Danach entspannt zur gebuchten Zeit dort ankommen und in Ruhe mit seinem Slot hinein gehen und sich umsehen.

Ich wünsche einen schönen, gehaltvollen und entspannten Kunstsommer.

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